„Are you ready?“ Zwanzig Paddler beugen ihren Körper weit nach vorne, halten ihren Paddel knapp über die Wasseroberfläche und ihr Blick haftet hochkonzentriert auf den Schultern des Vordermanns. In absoluter Stille verharren die Wettkämpfer eine gefühlte Ewigkeit in dieser Haltung, bevor aus dem Lautsprecher vom Ufer der Befehl „Attention!“ herüber schallt. Nun tauchen alle das Blatt ihres Paddels komplett ins Wasser und warten angespannt auf das Startkommando „Go!“. Als dieses ertönt, setzt sich das Drachenboot mit zehn harten und kurzen Paddelschlägen in Bewegung, um möglichst schnell in Fahrt zu kommen.

 

Laut zählen die Paddler zum Takt des Trommlers mit, während der Drachenkopf am Bug ihres Bootes übers Wasser schießt. Am Ufer standen Trauben von Menschen, die die vier Boote auf der Regattabahn des Fühlinger Sees lautstark anfeuerten. Es war das zweite Kölner Drachenboot-Festival, das über drei Tage stattfand und bei dem insgesamt 77 Teams antraten. Unter den Teams fand sich auch die „Black Pearl“: Bis zu zwanzig furchteinflößend entschlossen dreinblickende Piraten - ganz in Schwarz gekleidet, mit Ohrringen, Augenklappen und Kopftüchern als adäquaten Accessoires - stellten sich dem Wettbewerb mit den vielen Mitstreitern.

 

Was man angesichts der athletischen Oberkörper und muskulösen Unterarme der adonisgleichen Piratinnen und Piraten nicht unbedingt sofort vermutete, verriet der Schriftzug auf den schwarzen Shirts: „Gesamtschule Leverkusen Schlebusch“. Hinter den Wind und Wellen trotzenden Piratenpaddler verbargen sich also Lehrerinnen und Lehrer unserer Schule. Unter der strammen Führung der Kapitänsfrau Ulla Silberhorn-Stade stellten sich die Kollegen dem Kampf gegen die große Konkurrenz durch andere Amateur-Teams wie „Die Wasserbüffel“, „Lord Helmchens Silberrücken“ und den „Killerducks“. Angesichts der frühen Startzeit am Samstagmorgen wirkte so mancher Pirat zunächst noch etwas müde und hegte vielleicht den Wunsch nach der Heimatkajüte, zumal das trübe Wetter auch wenig dazu einlud, sich in die stürmischen Fluten des Fühlinger Sees zu wagen.

 

Doch gegen eine solche Motivationsflaute hatte die Kapitänsfrau einen Trumpf im Ärmel - mit ihrem Adjutanten und Chef-“Einpeitscher“ Klaas Tapper, der bei einer Trockenübung letzte taktische Anweisungen gab, den passenden Schlachtruf eintrainierte, schmissige Matrosenlieder anstimmte und die Mannschaft auf unbedingten Siegeswillen trimmte. Trotz der akribischen Vorbereitung war der erste Lauf verbesserungswürdig und dann bewahrheitete sich die alte Seemanns-Weisheit: „Immer wenn du glaubst, es geht nicht mehr, kommt von irgendwo ein guter Steuermann her!“

 

Mit dieser personellen Unterstützung wuchs das Team der „Black Pearl“ über sich hinaus und voller Ehrgeiz evaluierte man zwischen den Rennen dicht gedrängt und in Decken gehüllt bei Lagebesprechungen unter dem Zeltpavillon mögliche Optimierungen für den kommenden Lauf.

 

 

Beim dritten Rennen gelang dann die Sensation und man machte mächtig „Druuuuuck!“, so dass man mit 1 Minute und 6,59 Sekunden die beste Zeit des Tages von allen Teams erreichte. Beim furiosen Finale schlichen sich dann leider wieder leichte Unstimmigkeiten beim Paddeln ein, doch immerhin reichte es noch für den dritten Platz von insgesamt 30 Teams an diesem Wettkampftag. Und mit Blick auf die Bestzeit und die starke Steigerung an diesem Tag, war sich die Besatzung der „Black Pearl“ einig: Im nächsten Jahr sind die Piraten-Paddler der Herzen wieder mit von der Partie, wenn es heißt „Ready….attention….go!“