Lesung aus der bewegenden Biografie des litauischen Juden Solly Ganor

„Das andere Leben“: Jakob Odinius las aus den Memoiren seines Freundes Solly Ganor. (Foto: Bermes)

Für Solly Ganor endete die Kindheit bereits als 13-jähriger, als die deutschen Truppen im Sommer 1941 in seine litauische Heimatstadt Kaunas einfallen: Er wird mit seiner Familie ins Ghetto getrieben und muss zusehen, wie Freunde und Verwandte von den nationalsozialistischen Machthabern zur Vernichtung selektiert oder auf der Stelle ermordet werden. Nach der Auflösung des Ghettos 1944 wird er zusammen mit seinem Vater in ein Außenlager des Konzentrationslagers Dachau deportiert. Von dort aus wird er vor den anrückenden Alliierten auf einen der berüchtigten „Todesmärsche“ in Richtung Alpen getrieben, bevor er Anfang Mai 1945 von amerikanischen Soldaten befreit wird. Seine dramatischen Erlebnisse ließen den Überlebenden des Holocausts nicht los und er machte es sich zur Aufgabe, heutigen Jugendlichen davon zu berichten, um deren „Bewusstsein zum Schutz der Freiheit und Demokratie zu schärfen“.

Da der mittlerweile 85-jährige Solly Ganor nicht mehr so viel reisen kann, unterstützt ihn sein langjähriger Freund Jakob Odinius dabei, die Erinnerung an seine Erlebnisse wachzuhalten. Auf einer Lesung im Grün-Weiß-Raum unserer Schule las er nun vor etwa 150 Schülerinnen und Schülern des zehnten Jahrgangs aus dessen Autobiografie „Das andere Leben“. Nach einem Videoausschnitt aus der Kriegsserie „Band of Brothers“ von Steven Spielberg las er aus dem Buch seines Freundes über die menschenverachtende Verfolgung durch das Nazi-Regime und die drastischen Schilderungen verfehlten ihre Wirkung nicht: Die aufmerksam zuhörenden Schüler waren sehr ergriffen und zeigten sich sichtlich betroffen. „Das zeigt, wie wichtig es ist, sich an der Schule über den Fachunterricht hinaus mit solchen Themen auseinanderzusetzen, um die Schüler im Umgang mit dieser deutschen Vergangenheit zu sensibilisieren“, meinte Schulleiter Bruno Bermes nach der Veranstaltung.

Die Lesung ist Teil einer deutschlandweiten Bildungsinitiative und weitere Information finden sich unter der folgenden Internetadresse:

www.die-bildungsinitiative.de