Dr. Eva Schönemann ist die neue Schulleiterin an der Gesamtschule Leverkusen Schlebusch. Die 55-Jährige ist in Köln-Porz aufgewachsen, studierte in Bonn katholische Theologie und Latein und verbrachte schon während des Studiums immer wieder einige Monate in Jerusalem, wo sie in einem Hospiz als Volontärin half. Sie absolvierte an der Integrierten Gesamtschule Bonn-Beuel ihr Referendariat und leitete in Troisdorf die Europaschule, bevor sie Schulleiterin an der Schmidt-Schule (für Mädchen) in Jerusalem wurde und schließlich bei uns landete.
Um sie näher kennenzulernen, haben wir ihr ein paar Fragen gestellt.
Was ging Ihnen als erstes durch den Kopf, als Sie gehört haben, dass Sie nach Leverkusen kommen?
Ich war von Anfang an offen für alle Schulen. Leverkusen sagte mir ehrlich gesagt nicht viel. Ich habe die Schule dann gegoogelt und mich sehr gefreut. Denn die GLS ist eine von den alten, traditionellen Gesamtschulen. Sie ist sehr groß mit vielen Menschen zum Gestalten und mit viel Erfahrung.
Welche Dinge sind Ihnen in einer Schule besonders wichtig?
Ein netter, respektvoller Umgang miteinander, Höflichkeit und Wertschätzung. Das habe ich bisher an meinen Schulen immer zu leben versucht. Hier an der GLS scheint es tolle Teamstrukturen zu geben, was auf ein gutes Miteinander schließen lässt.
Warum sind Sie eigentlich Schulleiterin geworden?
Ich wollte immer in die Schule und mit Kindern und Jugendlichen arbeiten. Es macht mir Spaß, eine Schule mitzugestalten. Schon früher als Abteilungsleiterin war es ein tolles Gefühl, mit Kolleg*innen zusammen die Schule voran zu bringen. Und es ist wichtiger denn je, die Schule zukunftsfähig zu machen angesichts vieler neuer Voraussetzungen wie Digitalisierung oder einer veränderten Schülerschaft. Ich bin auch Anhängerin von Reformschulen und offen für neue Ansätze.
Sie waren in Jerusalem an einer deutschen Schule. Was haben Sie aus dieser Zeit mitgenommen?
(Lacht) Viel Improvisationsvermögen! Das geht da nicht anders. Man braucht viel Flexibilität und Gelassenheit. Irgendetwas Unvorhergesehenes passierte immer. Meine Schule lag an einem politischen Hotspot. Auch wenn es damals dort nur einen „kleinen kurzen Gaza-Krieg“ gab, gab es doch regelmäßig Anschläge oder ähnliches. Manchmal wurde morgens spontan zum Streik aufgerufen oder zu einer Demo, dann konnte das bedeuten, dass ich die Schülerinnen nach Hause schicken und die Schule schließen musste. Ab und zu wurde vor dem Schulhof Tränengas versprüht, dann mussten wir uns gut überlegen, was wir mit den Kindern machten.
Wie wirkte sich der Krieg auf das Schulleben aus?
Die Regel hieß: In der Schule haben Politik und Religion nichts zu suchen. Trotzdem merkte man den Mädchen an, wenn wieder etwas vorgefallen war. Dann hatten sie schlecht geschlafen, weil sie nachts mit der Familie diskutiert hatten, oft waren Angehörige betroffen.
Was tun Sie gerne, wenn Sie nicht gerade in der Schule sind?
Ich liebe es, durch das Siebengebirge oder das Ahrtal zu wandern. Das ist für mich Entspannung. Ich lese auch sehr gerne, mache Radtouren und spiele Klavier. Ach ja, und ich suche einen Lehrer, der mir Oud spielen beibringt. (Eine Kurzhalslaute aus dem Vorderen Orient, Anmerkung der Redaktion.)
Was gefällt Ihnen am besten am Lehrerberuf?Dass wir Kinder und Jugendliche zur Mündigkeit erziehen. Dass sie am Ende aus der Schule kommen und selbstständig denken und Entscheidungen treffen können. Da sind mir die Fächer gar nicht so wichtig. An Gesamtschulen finde ich besonders toll, dass so viele unterschiedlich begabte Kinder zusammenkommen. Ihre Kapazitäten auszureizen finde ich faszinierend. Inklusives Arbeiten hat mich schon während des Studiums begeistert.
Was war Ihr schönstes Erlebnis an einer Schule?
Das ist schwer. Ich bin so gerne an der Schule und habe so viele schöne Erfahrungen und Erlebnisse, dass ich da gar keines rauspicken kann.